Störtebeckerlied(Joachim Ringelnatz, 1883-1934)Seeräuber und Kameraden, Wenn meine Augen richtig sind Hat die Bark voraus auch Fässer geladen. - Auf, ihr Hurenboys! An die Brassen! Royal hoch! Alle Lappen noch härter an den Wind. Denn die Hunde wittern Blut. Denn sie segeln gut, Das muss; der Teufel ihnen lassen. Hei! Holt die hollandsche nieder Und hisst die Flagge rot - rot - rot! Und singt recht schweinische Lieder. Vielleicht ist einer von uns morgen tot. Denn sie haben eine Kanone an Bord. Und ein halbes Dutzend Soldaten Mit Blei und mit Dünnschiss geladen. Wir aber sind kühne Piraten Und fürchten nicht Tod noch Mord. Wir sind weder fromm - aber frei. | Was mag in dem Schiffe wohl sonst noch sein? Kakerlaken oder Seife oder Gold oder Wein? - Nun signalisiert: "Dreht bei!" Und ich, euer Kaptain, rufe: Enterhaken klar! Und kärnmt den Krämern das ölige Haar. Nur merkt euch: Die Leute alle über dreißig Jahr Sollen leben bleiben. Leben bleiben - Nun hofft, wie es kommt, Und glaubt, wie es war. Und fragt nicht, wie lang wir's noch treiben. Liebe mit mir verfluchte Halunken, Was soll denn mit den Unter dreißig geschehn? Die machen wir mit Braunteer betrunken. Aber wer uns gef'ällt, Weil er's ehrlich mit uns hält, Dem sei das Leben geschunken. Den andern aber sagen wir: Amerika ist nah. Und knüpfen sie sauber an die Obermarsraa. Old sailors! Likedelers! Kommt selber und schaut: Sie haben ein Weibstück an Bord. Unsre Braut Sie soll leben! Unsre Braut sie soll leben! Und ich werde sie weitergeben, Bis zuletzt sie der Schiffsjunge nimmt. Der soll dann mit Eisenstücken Und Ankerketten sie schmücken Und sehen, wie weit sie damit schwimmt. |